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Demokratiefeindliche Äußerungen nicht ignorieren
Wo und wie Demokratie lernen? Das ist eine wichtige Frage, gerade vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Polarisierung in der Gesellschaft, bei der auch der Rechtsextremismus verstärkt an Einfluss gewinnt. Da auch Schulen sowie Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung mit dieser Herausforderung konfrontiert sind, hat die BildungsRegion Garmisch-Partenkirchen dies zum Anlass genommen, Ende Januar 2025 Vertreterinnen und Vertreter von Schulen sowie Fachkräfte der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung zu einer Veranstaltung in den Sitzungssaal des Landratsamtes einzuladen. Referent des Abends war Prof. Dr. Rico Behrens, Professor für politische Bildung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Schwerpunkt von Professor Behrens ist neben der Vermittlung von Erkenntnissen der Forschung, vor allem die Unterstützung neuer Bildungsprozesse und Handlungsroutinen in Schulen und Bildungseinrichtungen.
Bei seiner Begrüßung betonte der stellvertretende Landrat Dr. Michael Rapp die Dringlichkeit des Themas, das nicht nur im Sozialkundeunterricht bearbeitet werden dürfe, sondern ein Thema der gesamten Schulgemeinschaft sein müsse. Katharina von der Goltz, Rektorin im staatlichen Schulamt, berichtete von eigenen positiven Erfahrungen und unterstrich, dass Mitbestimmung und Beteiligung im Alltag erlebbar sein müssen. Professor Behrens stellte in seinem Vortrag mehrere Praxisbeispiele vor, zum Beispiel wie man auf volksverhetzende Aussagen, verbotene Symbole oder Diskriminierung reagiert. Dazu führte er aus, dass nicht zu reagieren oder einer Art Burgfrieden herzustellen zwar die Anpassung erhöhen würde, der Verzicht auf eine Auseinandersetzung jedoch ein fatales Zeichen für die übrigen Schülerinnen und Schüler wäre. Er betonte, dass klare Grenzen besser wären, insbesondere, wenn konkrete Diskriminierungen im Spiel seien. Weiter empfahl Professor Behrens immer im Gespräch zu bleiben, ohne zu moralisieren, denn Lehrkräfte, die so agieren würden, würden nicht selten erleben, dass Jugendliche gerade dann ihre Nähe suchten. Ferner wies er darauf hin, dass das Neutralitätsgebot für Lehrerinnen und Lehrer zwar beschreibt, wie politische Beeinflussung vermieden werden müsse, aber dass damit keine politische Neutralität gemeint sei. Die Pflicht zur staatlichen „Neutralität" gemäß dem sogenannten Beutelsbacher Konsens würde für die Lehrkräfte vielmehr bedeuten Kontroversität zu gewährleisten, auf der Grundlage demokratischer Werte, wie Menschenrechte und Pluralismus.
Nach dem Vortrag erläuterte Lydia Tafertshofer als Vertreterin des Förderprojektes „Partnerschaft für Demokratie" die Möglichkeiten Demokratiebildung vor Ort zu fördern. Im Anschluss entstand ein reger praxisorientierter Austausch, der den Bedarf nach mehr Sicherheit und gewinnbringenden pädagogischen Reaktionen zeigte. Mitnehmen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Empfehlung: Demokratiefeindliche Äußerungen nicht ignorieren, Haltung zeigen, Betroffene schützen und Auseinandersetzungen nicht scheuen.
Gruppenfoto (v.l.): Stellv. Landrat Dr. Michael Rapp, Bildungskoordinatorin Annett-Maria Jonietz, Prof. Dr. Rico Behrens, Rektorin Katharina von der Goltz
Foto: Prof. Dr. Behrens beim Vortrag