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FELS nimmt Arbeit im Landkreis auf
Das neu gegründete Fachteam für Erstberatung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen bei sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen möchte einen Beitrag leisten, junge Menschen vor sexualisierten Übergriffen zu schützen
Die 14-jährige Schülerin Helena kommt vor der ersten Schulstunde verstört ins Büro der Schulsozialarbeiterin und erzählt, sie habe ein Foto vom Penis eines Mitschülers auf ihr Smartphone geschickt bekommen. Das Ganze ist ihr fürchterlich peinlich und sie möchte niemanden „hinhängen". Sie will aber auch, dass das sofort aufhört. Ein schwieriger Fall, der für die hinzugezogene Vertrauensperson viele Fragen aufwirft: Ist das nur ein missglückter Scherz oder schon sexueller Missbrauch? Wer muss bei einem solchen Vorfall informiert werden? Und was rät man letztendlich der betroffenen Schülerin? Mit solchen oder ähnliche Fragestellungen können sich Menschen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nun an FELS wenden. FELS ist ein interdisziplinäres Fachteam für Erstberatung bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen. „Wir möchten Erwachsene ermutigen hinzuschauen und hinzuhören. Per Telefon oder Mail beraten wir alle, die sich Gedanken um ein Kind machen, einen Verdacht auf sexualisierte Gewalt haben oder einfach ein komisches Gefühl haben und nicht genau wissen, was sie jetzt tun sollen. Das können Fach- oder Lehrkräfte sein, aber auch Eltern, Ehrenamtliche oder betroffene junge Menschen selbst", erklärt Eva Huhn von der Caritas Familienberatungsstelle.
Johanna Probst vom Amt für Kinder, Jugend und Familie im Landratsamt ergänzt: „Wir hören zu, sortieren, vermitteln Ruhe und Sicherheit, nehmen jede Anfrage ernst und überlegen miteinander den nächsten notwendigen Schritt." Huhn und Probst sind die Koordinatorinnen des FELS-Projekts, das in Kooperation mit FELS im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen entstanden ist. Neben der Caritas und dem Amt für Kinder, Jugend und Familie sind auch der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), das SOS-Kinderzentrum, das SPZ (Kinder- und Rheumaklinik), das Jugendzentrum Garmisch-Partenkirchen, der Kreisjugendring und Condrobs mit pädagogischen, psychologischen und medizinischen Fachkräften vertreten. Stephan Märte, Leiter des Amts für Kinder, Jugend und Familie freut sich, dass das neue Angebot im Landkreis nun startet und betont: „Wir möchten mit FELS einen Beitrag zum besseren Schutz vor sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen leisten." Landrat Anton Speer bedankt sich bei allen Beteiligten und hebt hervor: „FELS kümmert sich um ein wichtiges Thema, bei dem es Fachlichkeit, Zusammenarbeit und Fingerspitzengefühl braucht."
Wer sich an FELS wenden möchte kann unter der Telefonnummer 0800 / 3332777 sein Anliegen rund um die Uhr auf Anrufbeantworter sprechen und erhält innerhalb von drei Werktagen eine Beratung. Die Kontaktaufnahme ist auch per E-Mail unter info@fels-gap.de möglich. Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei und auf Wunsch anonym.
Foto (v.l.): Johanna Probst (Landratsamt), Landrat Anton Speer, Regina Vogel (Caritas), Stephan Märte (Landratsamt), Eva Huhn (Caritas) mit einem Flyer zu FELS in der Hand.