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Beratungstätigkeit bei sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen
Beratungstätigkeit bei sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen
Das Fachteam „F.E.L.S." zur Erstberatung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen bei sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen blickt auf drei Jahre Beratungstätigkeit zurück.
Wenn Kinder sich zurückziehen, abwesend wirken, sich seltsam benehmen, sexualisierte Sprache benutzen und Zeichnungen anfertigen oder mit anderen Kindern nicht altersgerechte Doktorspiele spielen, so kann dies ein Zeichen für sexualisierte Gewalt sein. Besonders oft fällt dies Erziehern / Erzieherinnen, Pädagogen / Pädagoginnen, Schulsozialarbeitern / Schulsozialarbeiterinnen und anderen Erwachsenen (Verwandte, Nachbarn...) auf.
Bei Betroffenen stellen sich viele Fragen:
• An wen kann ich mich wenden?
• Wie soll ich reagieren und weiter vorgehen?
• Darf ich das Kind darauf ansprechen?
• Muss ich die Polizei einschalten?
• Soll ich das Jugendamt informieren?
Diese Überlegungen sind oft begleitet von starker Verunsicherung, hoher emotionaler Belastung und sie erzeugen massiven Handlungsdruck bei den Erwachsenen. Sexualisierte Gewalt ist eine Form der Kindeswohlgefährdung die nicht nur für Kinder, Jugendliche und Eltern besonders traumatisierend ist, sondern es verunsichert auch Fachkräfte.
Um die Menschen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen qualifiziert, zeitnah und vertraulich zum Thema sexualisierte Gewalt beraten zu können, wurde 2020 das Fachteam F.E.L.S. unter der Federführung des Amtes für Kinder, Jugend und Familie (AKJF; Landratsamt Garmisch-Partenkirchen) installiert, in Kooperation mit der Familienberatungsstelle der Caritas.
Die Buchstaben F.E.L.S. stehen für „Fachteam für Erstberatung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen bei sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen."
F.E.L.S kann durch sein interdisziplinäres Fachteam, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter des AKJF, der Caritas, von Condrobs, des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), des SOS Kinderzentrums, der Rheuma Kinderklinik, des Kreisjugendringes und der Brücke Oberland e.V. professionell beraten.
In den vergangenen drei Jahren kam es jährlich zu ca. 15 bis 20 Beratungen von Anfragenden.
Das Fachteam kann telefonisch, rund um die Uhr (Anrufbeantworter) und einmal wöchentlich durch eine Telefonsprechstunde (mittwochs von 14.00 – 15.00 Uhr) unter der Nummer 0800-3332777 erreicht werden. Unter der Mail Adresse info@fels-gap.de kann man sich ebenfalls an F.E.L.S. wenden.
Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei und auf Wunsch anonym. Baldmöglichst, aber spätestens innerhalb von drei Werktagen erfolgt die Kontaktaufnahme durch ein Teammitglied. Dabei wird das Anliegen gehört und danach mit mindestens einem anderen Teammitglied besprochen. Dabei wird eine Risikoabschätzung vorgenommen, um durch besonnene bedachte Handlungsempfehlungen und Weitervermittlung an Therapiestellen, weitere Belastungen oder Traumatisierungen auf Seiten der Betroffenen vermeiden. Anschließend erfolgt eine Rückmeldung an den / die Anrufer / Anruferin.
Fachinfo
„In Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 15.500 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch angezeigt. Das Dunkelfeld ist aber um ein Vielfaches größer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder erfahren. Das sind rund ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse. Viele dieser Fälle gehen nicht in die Kriminalstatistik ein, weil sie nie zur Anzeige gebracht werden, und bilden sich auch ansonsten nicht im Hellfeld ab." (www.ubskm.de - Website der Missbrauchsbeauftragten: www.beauftragte-missbrauch.de)